Über Frieden, der ohne Krieg nicht auskommt

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Einladungstext

Wenn die auf den Schlachtfeldern hausenden Bewohner den Frieden herbeisehnen, dann ist das nachvollziehbar. Für sie ist die Sehnsucht nach Frieden nichts als der Wunsch nach einem Ende des Drohnen-, Bomben- und Raketenterrors. Frieden ist dabei nichts als das unbedingt gewünschte Gegenteil von Krieg. Die Frage, welche Sorte von Friedensordnung nach dem Krieg kommt, stellt sich für sie im Bunker nicht.

Wenn sich Friedensfreunde versammeln – wie gerade am 3.Oktober in Berlin –, um für Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten zu demonstrieren, dann müssen sie sich schon eine Frage gefallen lassen: Wie kommen sie auf die Idee, ausgerechnet die Regierungen, die für die Kriege verantwortlich sind, mit ihrem Friedenswunsch zu konfrontieren? Ist ihnen entgangen, dass diese Machthaber ihre brutalen politischen Gründe fürs Kriegführen haben müssen? Offenbar finden solche Demonstranten den Frieden gänzlich inhaltsleer einfach nur gut und meinen, dass ihre Machthaber doch auch nach dieser Moral handeln sollten und könnten – obwohl doch sie für die kriegerischen Vernichtungsorgien politisch verantwortlich sind. Es gelten ihnen ihre heimatlichen Regierenden, bei aller vorgetragenen Kritik z.B. an Waffenlieferungen und Raketenstationierung, eigentlich ebenfalls als die Guten – wo es schließlich die eigenen, gewählten Herrschaften sind. Wie sollten sie ihnen sonst das glatte Gegenteil von dem, was die auf den Schlachtfeldern veranstalten, nebst einer freundlichen Friedensordnung abverlangen – also zutrauen.

Wenn sich die westlichen Herrscher über die gewaltigen Arsenale an Kriegsmitteln, die zur Zeit in der Ukraine eskalierend zum Einsatz kommen, öffentlich die Frage stellen, ob nicht die Zeit für Friedensgespräche mit dem Feind gekommen ist, dann treibt sie weder eine Friedensmoral noch die Angst vor jenen Wirkungen der Vernichtungsmittel, die sie den Bewohnern von Freundes- und Feindesland zumuten. Im Gegenteil: Sie kalkulieren, ob das Ausmaß an Zerstörung beim Feind schon dazu geführt hat, dass der keine Aussicht mehr für eine lohnende Fortsetzung des Krieges sieht. Wenn nicht, dann geht das Töten und Zerstören auf neuer Stufenleiter weiter!
Für die entschlossenen Kämpfer gegen ‚das Böse‘ steht ‚Frieden‘ eben für nichts als für den Sieg über die feindliche Staatsmacht. Weswegen auch nicht davon auszugehen ist, dass sie nach Beendigung des Schlachtens alle eigenen Kriegsmittel vernichten. Für Sieger schließt die Friedensordnung nach Kriegsende umgekehrt die Sicherung und den Ausbau ihrer bewiesenen Siegfähigkeit ein. Sie haben in der Staatenkonkurrenz noch Einiges vor…